Die Focusing-Methode wurde von Eugene T. Gendlin (1926-2017) entwickelt. Gendlin war ein Schüler und Mitarbeiter des Begründers der personzentrierten Therapie, Carl Rogers, und lehrte an der Universität Chicago.
Die Vorgehensweise ist akzeptierend und einfühlsam, ihre Wirksamkeit ist durch wissenschaftliche Psychotherapieforschung in vielen Studien belegt. Man kann mit einem Therapeuten Focusing machen oder im sogenannten "Partnerschaftlichen Focusing" mit einer anderen Person, die Focusing kennt; man kann Focusing aber auch als Selbsthilfemethode anwenden.
Focusing führt typischerweise zu stimmigen Lösungen. Es gibt jedoch zwei Arten von Stimmigkeit. Bei der ersten Art, die man als "oberflächliche Stimmigkeit" bezeichnen könnte, bleibt man bei dem bisherigen Verständnis eines Problems und sucht nach Lösungen, die im Rahmen dieses Verständnisses richtig und passend erscheinen.
Bei der zweiten Art thematisiert man auch das bisherige Verständnis. Beim Focusing tun wir versuchsweise ein paar Minuten lang so, als ob wir noch nicht schon alles wüssten, und fragen zur Abwechslung den eigenen Körper, wie die ganze Sache für ihn ist. Wir holen uns beim Körper eine zweite Meinung ein.
Mein Körper ist nicht an meine bisherige Sichtweise gebunden. Er weiß sozusagen nonverbal, "wie er in der Welt ist"; nicht nur angesichts meiner "äußeren" Lebensumstände, sondern auch angesichts der Konzepte und Sichtweisen, mit denen ich die Situation auffasse. Er weiß auch, wie er in der Welt sein könnte, wenn alles gut wäre, und was in diese Richtung führt.
Es ist vergleichbar mit einem schief hängenden Bild an einer Wand: Wenn wir erkennen können, dass ein Bild schief hängt, wissen wir auch indirekt, "implizit", was "gerade" bedeutet. Wir wissen dann auch, in welche Richtung wir das Bild bewegen müssen, damit es gerade hängt. Entsprechend wissen wir, wenn wir etwas als ein Problem erkennen können, grundsätzlich "implizit" etwas über eine Lösung.
Wir fragen beim Focusing den Körper nach einem Gefühl zu "allem, was mit dem Problem oder Thema zu tun hat", nach einem sogenannten Felt Sense. Der Felt Sense steht für ein neues, lösungsorientiertes Verständnis des Problems. Er entwickelt sich oft zu einem neuen Lebensgefühl, das an sich schon eine Erleichterung mit sich bringt. Oft fallen uns aber auch konkrete Lebensweisen und Handlungsschritte ein, die zu dem Gefühl passen. Durch das Spüren des Felt Senses kommen wir dem auf die Spur, was wir eigentlich möchten.